“Die Stolpersteine sollen an alle Verfolgten des Nationalsozialismus erinnern, egal aus welchem Grund sie vertrieben oder ermordet wurden. Jeder Name, jede Lebensgeschichte wird intensiv recherchiert bevor wir einen neuen Stein legen. So war es auch bei der Recherche für die ersten sechs Stolpersteine, die wir letztes Jahr verlegt haben. Bei der Familie Isserlin und ihrer Haushälterin Mina Grünebaum hätten wir fast das falsche Haus als „letzten frei gewählten Wohnort“ verortet. Aber unsere Recherche führte uns zu Ruth Baum, eine geborene Isserlin, die in Bad Soden aufgewachsen und für die ja einer der Stolpersteine bestimmt war. Sie half uns, das richtige Haus zu finden. Die Verlegung selbst erlebte sie nicht mehr, da sie kurz davor verstarb. Ihre Tochter und ihr Neffe kamen zur Verlegung nach Bad Soden und es war eine bewegende Zeremonie.“ Ingo Heise ist Stadtrat und Mitbegründer der AG Stolpersteine. Er wohnt seit 2009 in Bad Soden. Die Stolpersteine sind in der Hasselstraße 20 und Zum Quellenpark 6 zu finden.
“Ich war immer und überall eine Ausländerin. Meine Eltern sind beide aus Litauen. Während der stalinistischen Diktatur mussten sie flüchten und kamen zunächst nach Deutschland. Meine Mutter ist mit 16 Jahren nach Kanada ausgewandert, und mein Vater später nach Amerika. Durch litauische Freunde haben sie sich in Amerika kennengelernt. Ich bin in New York geboren. Aber zuhause haben wir nur litauisch gesprochen, wir sind in litauische Sommercamps gegangen und zur litauischen Schule jeden Samstag. Damals war es mir peinlich, wenn meine Eltern mich von der Schule abholten und mit mir litauisch vor den anderen Kindern redeten. Heute ist es cool, anders zu sein. In der Schule in Bad Soden sind die Kinder heute stolz darauf, multikulti zu sein.” Rasa Vilgalys-Hiob lebt seit 1997 in Bad Soden und ist seit 2010 die Ausländerbeauftragte der Stadt. Gemeinsam mit dem Ausländerbeirat erleichtert sie die Integration von Migranten auf ihre praktische und humorvolle Art. Einem Außerirdischen ein Zuhause zu finden, würde ihr wahrscheinlich auch nicht schwerfallen...
“Das Bad Sodener Kino gibt es schon seit über 50 Jahren. Wir haben es seit 2013 gepachtet und wollen hier, zusätzlich zu dem Kinobetrieb, einen Ort der kulturellen Begegnung und eine Bühne für Kleinkunst anbieten. Dabei helfen uns viele großartige Menschen aus Bad Soden und Umgebung. Ich war früher Theaterleiter von zwei Kinos in Sachsenhausen. Der Kinobetrieb in Bad Soden ist aber viel persönlicher als in Frankfurt. Man kennt viele Besucher namentlich und weiß, wo sie gerne sitzen und was sie trinken möchten. Wir haben uns auch im Kino kennengelernt. Als Theaterleiter habe ich das erste Bewerbungsgespräch meines Lebens mit Julia geführt und sie dann auch eingestellt. Sie studierte damals Germanistik und wollte “zum Film”. Damals war ich Chef, jetzt ist sie es.” Julia Halbritter und Sebastian Nagy sind die Betreiber der Kult Kinobar und arbeiten seit 2013 in Bad Soden. Übrigens forderte ihre zwei Monate alte Tochter Paula während der Fotoaufnahmen lautstark ihr Mittagessen ein, was sicherlich sehr half, einen besorgten Gesichtsausdruck auf die Köpfe ihrer gefesselten Eltern zu projezieren..