“Wenn ich am Wochenende die Gasse an unserem Eckhaus kehre, habe ich mitunter die interessantesten und intensivsten Kontakte mit den Bürgern. Ich werde oft angesprochen, wenn die Leute zum Bäcker gehen und ich gerade mit meinem Hexenbesen die Zigarettenstummel wegfege. Als im November 2013 die ersten Flüchtlinge ankamen und in dem Nachbarhaus untergebracht wurden, war denen schnell klar, wer der Nachbar ist, nämlich der Bürgermeister. Yosef, der Küster, wurde losgeschickt, um eine Frage an mich zu stellen. Die Flüchtlinge waren irritiert, dass ein 'Häuptling' selber eine so niedere Tätigkeit macht. Sie fragten, ob sie das nicht für mich machen könnten. Da habe ich denen gesagt, “Erste Lektion in Landeskunde: Jeder hat vor seiner Haustüre zu kehren, egal ob er jetzt ein Boss ist oder eben der “normale” Bürger. Wir machen das anders: Ich gebe euch einen Besen, mache meine Seite der Gasse und ihr macht eure Seite’. Und so haben wir das auch beibehalten.” Norbert Altenkamp ist Bürgermeister von Bad Soden und lebt hier seit 2003. Die Gasse an seinem Haus darf er seit 2007 kehren.
“Ich habe bei Willibald Demmel am Chiemsee angefangen zu aquarellieren und dann verschiedene Aktkurse hier gemacht. Akt gefällt mir eigentlich nicht so sehr, aber es übt.” Dr. Gerda Schaafhausen hat früher als Ausbilderin in der physikalischen Chemie in Darmstadt gearbeitet und lebt seit 1960 in Bad Soden.
“Kurz nach Ende meiner Schulzeit wurde die Armee des Königs von Äthiopien ins Gefängnis geworfen und russische Soldaten kamen zu uns. Bei uns Studenten ging ja alles immer spontan, einer rief, wir demonstrieren jetzt gegen die Russen, und dann haben wir das gemacht. Aber dann fingen die Russen an, auf uns zu schießen und wir sind gerannt. Ich hatte Glück und konnte in den Sudan flüchten. Meine Mutter hat mir dann meinen Ausweis und etwas Geld gebracht. Und mit 350 Mark bin ich kurze Zeit später in Deutschland angekommen.” Yosef Ghebrehiwet ist Küster bei der evangelischen Kirchengemeinde und lebt seit 1992 in Bad Soden. Als “Papa Yosef” bei den in Bad Soden lebenden Flüchtlingen bekannt, ist er ein wichtiges Bindeglied für ein verständnisvolles Miteinander.